Was ist eine hereditäre Hämochromatose?
Die hereditäre Hämochromatose ist eine angeborene, genetisch bedingte Störung im Eisenstoffwechsel, die zu einer gesteigerten Eisenresorption aus dem Darm in das Blut führt. Während gesunde Menschen etwa 1-2mg Eisen/Tag aufnehmen, ist dies bei Hämochromatosepatienten auf 3-5mg/ Tag gesteigert. Da der menschliche Körper das überschüssige Eisen nicht wieder ausscheiden kann, kann es mit der Zeit in den Organen abgelagert werden und dort zu Schädigung bis hin zu Funktionsverlusten führen. Man spricht von einer Eisenüberladung des Körpers. Die Ursache für die Erkrankung ist meistens eine Mutation (Veränderung am Erbgut) auf dem „HFE- Gen“, seltener dem „Hepcidin- Gen“ oder auf dem “Transferrinrezeptor- Gen“. Gelegentlich werden aber auch keine dieser Mutationen nachgewiesen.
Was sind die Symptome der Hämochromatose?
Eine Hämochromatose kann lange Zeit unbemerkt ohne eindeutige Symptome vorliegen. Eventuell bestehen über Jahre oder Jahrzehnte hinweg nur unspezifische Probleme wie Müdigkeit oder Gelenkbeschwerden. Später kann es typischerweise zu Leberzhirrose (Vernarbung der Leber bis hin zur vollständigen Funktionslosigkeit), bronzefarbenener Haut und Diabetes kommen. Alle diese Veränderungen treten durch die Einlagerung von Eisen auf.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Manchmal führt das Vorhandensein dieser Erkrankung innerhalb der Familie zur gezielten Suche nach einer Hämochromatose auch wenn noch keine Beschwerden vorliegen. Manchmal wird aufgrund von Gelenkbeschwerden, Müdigkeit, einer vergrösserten Leber oder erhöhten Leberwerten (Transaminasen) nach einer Hämochromatose gesucht. Wegweisend bei der Diagnosestellung kann eine erhöhte Transferrin- Sättigung (Eisentransportprotein) und ein erhöhtes Ferritin (Eisenspeicherprotein) im Blut sein. Zusätzlich können oft die genetischen Veränderungen nachgewiesen werden (s.o.). Auch wenn diese Untersuchungen normal ausfallen, kann dennoch eine Hämochromatose vorliegen. Bei hochgradigem klinischen Verdacht wird dann eine Leberbiopsie (Probe aus der Leber) vorgenommen. Wenn hier eine Eisenüberlagerung mit typischem Speichermuster vorliegt, ist eine Hämochromatose sehr wahrscheinlich.
Wie ist die Therapie der Hämochromatose?
Eine ursächliche Therapie gibt es für diese Erkrankung (noch) nicht, da es sich um eine Mutation im Erbgut handelt. Dennoch kann man die Erkrankung sehr gut behandeln, sodass die Patienten unter optimaler und frühzeitig begonnener Therapie eine normale Lebenserwartung haben. Die Therapie besteht in einem regelmässigen künstlichen Eisenentzug aus dem Körper. Eisenmoleküle sind zentrale Bestandteile des Hämoglobins (des roten Blutfarbstoffes). Am einfachsten lässt sich dem Körper daher Eisen durch Blutentnahmen entziehen. Durch die Blutneubildung wird dann Eisen „verbraucht“. Nach anfänglich hochfrequenten Aderlässen von jeweils 450ml Blut kann sich im Verlaufe ein Gleichgewicht zwischen der (unverändert) gesteigerten Eisenresorption aus dem Darm und dem Eisenentzug einstellen. Die Laborwerte können sich auf die Werte von gesunden Menschen normalisieren. Wichtig ist, dass frühzeitig mit der Aderlasstherapie begonnen wird, bevor Organe geschädigt wurden.
Kann ich mein Blut als Hämochromatosepatient auch spenden?
Grundsätzlich ist das möglich, sofern Sie alle Kriterien erfüllen, die sonst ein Blutspender erfüllen muss und noch keine Organschädigungen bei Ihnen vorliegen. Ausserdem sollte sich, bevor Sie als normaler Blutspender zugelassen werden können, eine Normalisierung Ihrer Laborwerte eingestellt haben und nicht mehr als 5 Aderlasstherapien/Jahr notwendig sein. Die Entscheidung über die Durchführung eines „Aderlasses“ oder einer „Blutspende“ erfolgt immer nach individueller Beurteilung des Patienten durch die Ärzte im Blutspendezentrum.